Der beziehungsökologische Ansatz
Alles Leben ist Beziehung. Solange wir leben, stellen wir uns in Beziehung nicht nur zu den Menschen, sondern auch zu den Tieren, Pflanzen und Dingen, die wir dadurch zu unserer Welt machen. Unser Wirken zeigt sich in der Gestaltung unserer Welt und in der Art, wie dieses Wirken von ihr beantwortet wird. Natürlich gibt es auch Umstände, die uns vorgegeben oder gar auferlegt sind. Das verleitet oft zur Ansicht, dass Vieles unveränderbar ist. In der Tat sind wir aber laufend dabei, unsere Welt zu gestalten. So schaffen wir uns beispielsweise eine (Um-)Welt allein schon dadurch, dass wir uns an einen bestimmten Ort begeben. Wohnort, Beruf, Hobby, häusliche Einrichtung, Freundschaften und Partnerschaften sind (in der westlichen Kultur) weitere mehr oder weniger frei gewählte Umstände, die uns wiederum prägen. So gesehen kann von der Beziehungs Ökologie unserer Lebensumstände bzw. von unserer beziehungsökologischen Nische gesprochen werden. Je nachdem wie wir diese Nische eingerichtet haben, kann sie unser Wirken unterschiedlich beantworten. Im beziehungsökologischen Ansatz richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Entwicklung der Person in der Wechselwirkung mit der von ihr gestalteten Mit- und Umwelt. Dabei stehen die realen (im Gegensatz zu den verinnerlichten) Beziehungen im Vordergrund. Die Beziehungen zu den Eltern, Grosseltern und Geschwistern sind meistens sehr eng und werden sowohl als unterstützend wie auch als einengend erlebt; sie stellen Rahmenbedingungen dar, durch die sich die Familienmitglieder wechselseitigen Herausforderungen ausgesetzt sehen und an denen sie sich koevolutiv entwickeln. Koevolution bedeutet, dass sich die Personen einer eng verbundener Gruppe aneinander entwickeln. Kinder verarbeiten oft ihre familiären Erfahrungen, indem sie entweder die Familiengeschichte wiederholen oder sich davon absetzen (und dadurch die Familiengeschichte korrigieren). Oft fühlen sich Kinder den Grosseltern näher als den Eltern. Im Erwachsenenleben kommt zur familiären Dynamik und Koevolution die partnerschaftliche Koevolution dazu, wobei sich manche in der Ursprungsfamilie geprägten Muster in gleicher oder etwas abgeänderter Form erhalten. Aus dem Gesichtspunkt des beziehungsökologischen Ansatzes fragt sich einerseits, welche Entwicklungen die Nischengestaltung in der persönlichen Biographie ermöglicht hat und andererseits, welche Entwicklungsschritte in diesem Zusammenhang vermieden werden konnten. In der Perspektive des beziehungsökologischen Ansatzes wird untersucht, inwiefern Konflikte und psychische Störungen durch die Vermeidung anstehender Entwicklungen in Beziehungen mitverursacht werden. Die Psychotherapie mit beziehungsökologischem Schwerpunkt strebt Symptomreduktion bzw. Symptomfreiheit an, indem sie den Vollzug bisher blockierter Entwicklungen in Beziehungen unterstützt.
Mehr dazu: http://www.psychotherapieausbildung.ch/welcome.htm /ökologischer Ansatz
zurück
|